Demonstrationsprojekt Deponierückbau Deponie Burghof/Horrheim
Auftraggeber:
AVL Abfallverwertungsgesellschaft Ludwigsburg, Hindenburgstraße 40, 71638 Ludwigsburg
Zielsetzung:
An der Deponie Burghof/Horrheim wird erstmalig in Deutschland seit Oktober 1993 ein Deponierückbau im Demonstrationsmaßstab betrieben. Bei diesem Projekt erfolgt durch die Ingenieurgruppe RUK eine wissenschaftliche Begleitung. Im Rahmen dieser wissenschaftlichen Begleitung des Projekts sollen Erkenntnisse über die folgenden Bereiche gewonnen werden:
- Arbeitsschutz
- Nachbarschaftsschutz, anlagen- und verfahrenstechnische Durchführung bzw. Optimierung des Betriebs
- Technische und wirtschaftliche MachbarkeitDas Wiederlager einer Böschung der zukünftigen Zwischenabdichtung in Asphaltbauweise unterliegt extremen Setzungen.
Leistungsumfang
Wissenschaftliche Begleitung bei der Konzeption und Durchführung des Projekts:
- Erarbeitung eines Messprogramms bzgl. Stoffuntersuchungen und Emissionen
- Durchführung des Messprogramms:
- Messung von Staub-, Geruch- und Gasemissionen
- Auswertung der Messergebnisse aus den genannten Untersuchungen sowie der Betriebsdaten der Anlage
- Beratung hinsichtlich Optimierung der Verfahrens- und Abbautechnik
- Beratung bei der Verwertung und Entsorgung der Reststoffe
- Bilanzierung der Stoffströme und Kosten des Projekts
- Konzeption und Beratung beim Bau zweier Versuchsdeponien zum Wiedereinbau der Feinfraktion
- Erarbeitung eines Messprogramms für die Untersuchungen an den beiden Versuchsdeponien
- Beratung bei der Verfahrensauswahl des Wiedereinbaus
Planung aller deponietechnischen Maßnahmen, insbesondere Aufbesserung der bestehenden Basisabdichtung inkl. zugehöriger Untersuchungen, Sickerwassererfassung getrennt nach schwach und stark belastetem Sickerwasser, Profilierung und Oberflächenabdichtung sowie Einbautechnik.
A. Arbeitsschutz für das vor-Ort tätige Personal
Dies betrifft die Einhaltung von einschlägigen Grenz- und Richtwerten zum Schutz der Beschäftigten. Da es sich um ein Pilotprojekt handelt, kann hier nur bedingt auf bereits vorliegende Erfahrungen zurückgegriffen werden. Bei Siedlungsabfalldeponien stehen Gefährdungen durch Deponiegas im Vordergrund.
Horrheim_AusbaufeldEs werden laufend Deponiegasmessungen auf die Hauptkomponenten Methan, Sauerstoff und Kohlendioxid an der Aushubstelle und an ausgewählten Punkten der Aufbereitungsanlage durchgeführt. Weiter wird die Belastung der Umgebungsluft mit Gefahrstoffen regelmäßig gemessen. Geruchsmessungen dienen sowohl dem Arbeitsschutz als auch dem Nachbarschaftsschutz.
Es konnten bisher weder im Aushubbereich noch an der Sortieranlage höheren Deponiegaskonzentrationen festgestellt werden. Da z.Z. im Randbereich der Deponie mit hohem Bodenanteil und somit geringer Deponiegasbildung abgegraben wird, kann noch kein Trend abgeleitet werden.
Messungen haben gezeigt, dass hinsichtlich einer Geruchsbelastung das Vorhaben bisher keine Probleme birgt. Gegenüber frisch abgelagertem Hausmüll ist eine um ca. Faktor 5 - 8 geringere Geruchsfracht gegeben.
B. Nachbarschaftsschutz
Besonders luftgetragene Emissionen sind hier relevant (Deponiegas, Gerüche, Staub). Durch Messungen ist zu belegen, dass keine Beeinträchtigungen durch diese Emissionen verursacht werden.
Bisher liegen erste Ergebnisse der Staubmessungen vor. Diese wurden im unmittelbaren Umfeld (bis ca. 200 m) des Aushubbereichs und der Sortieranlage während eines 4-wöchigen Zeitraums im August/September 1993 durchgeführt. Danach wird schon in einer geringen Entfernung von der Anlage der in der TA Luft genannte Grenzwert weit unterschritten. Beeinträchtigungen durch Geruch sind aufgrund der ersten Messungen nicht zu besorgen.
C. Erkenntnisse zur anlagen- und verfahrenstechnischen Durchführung bzw. Optimierung des Betriebs
Horrheim_SortierungBisher wurden ca. 14 000 t Müll abgegraben und sortiert. Während dieser Zeit wurden ca. 100 Materialproben der einzelnen Fraktionen entnommen und auf unterschiedliche Parameter untersucht. Besonders der Anteil an verbliebenem organischen Material spielt bei der Wiederablagerung eine große Rolle. Da der Müll schon ca. 20 Jahre alt ist, ist dieser Anteil gering.
Weitere Aufschlüsse über das Verhalten des Materials bei der Wiederablagerung sind von den Versuchsdeponien zu erwarten.
D. Erkenntnisse über die technische und wirtschaftliche Machbarkeit
Hier sind die Erfassung und Rückgewinnung von Wertstoffen, die Erfassung und Entfernung von Problemstoffen, der Wiedereinbau und das Verhalten der Reststoffe einschließlich der daraus resultierenden Erkenntnisse für die zukünftige Deponietechnik anzuführen.
Die genaue Erfassung der gewichts- und volumenmäßigen Anteile der einzelnen Stoffströme wird durch Verwiegen und Ausmessung erreicht. Aus diesen Daten wird eine Zusammenstellung zur Bilanzierung resultieren, die Aufschluss über die Effizienz des Vorhabens gibt. Weiter werden Untersuchungen über das Verhalten des wiedereingebauten Materials durchgeführt (Dichtemessungen, Messungen der Temperaturen und Messung der Deponiegasproduktion). Dazu wird zum einen das aussortierte Material ständig im Labor untersucht und zum anderen der nichtverwertbare Rest auf zwei Versuchsdeponien verbracht. Hier wird das Material möglichst entsprechend der späteren endgültigen Ablagerung eingebaut und durch Vor-Ort-Messungen erfasst, um Daten für die spätere Deponie zu erhalten.
Die Leichtfraktion (Papier, Plastik etc.) wird der thermischen Verwertung zugeführt. Aussortierter Schrott und Steine werden in den Stoffkreislauf zurückgeführt. Das Abdeckmaterial wird auf eine mögliche Belastung hin überprüft und kann anschließend auf der Deponie für Baumaßnahmen eingesetzt werden oder ggf. auch außerhalb der Deponie Verwendung finden.
Weitere Recycling-Wege werden derzeit erkundet (z. B. für Holz) und hinsichtlich der Machbarkeit untersucht.
Realisierung:
Demonstrationsprojekt: Oktober 1993 - November 1994
großtechnische Umsetzung: Oktober 1994 - April 1995
Resümee:
Im Rahmen des Deponierückbaus ergibt sich die Möglichkeit, die freigelegten Deponieabschnitte technisch wesentlich nachzubessern. Bei dem für die Wiedereinlagerung vorgesehenen Restmaterial aus dem Rückbau handelt es sich um ein weitgehend inertes Deponiegut. Insgesamt wird durch den Rückbau nicht nur wertvolles Deponievolumen gewonnen, die künftige Deponie wird auch in ihrem Emissions- und Setzungsverhalten gegenüber dem Ist-Zustand wesentliche Vorteile aufweisen.